Kulturprogramm 08.10.2016

Die Königin gewährt einen Blick in ihr Inneres

Werkstattbesuch der Martinsbergnachbarschaft

Ganz unauffällig ist der Backsteinbau in der Bonner Innenstadt. Durch ein Tor gelangen wir auf das überraschend große Gelände der Firma Klais, die hier in vierter Generation Orgeln baut und restauriert. Orgeln für Kirchen und Orgeln für Konzertsäle in Deutschland und in aller Welt.

Die Werkstattführung beginnt im großen Holzlager. Das Holz der Libanonzeder oder das des Pflaumenbaumes sind, wie Eiche und viele andere Hölzer das Material, das in der Werkstatt nach detaillierten Plänen auf langen Sägetischen zugeschnitten wird.

In einem anderen Teil der Werkstatt wird uns am Modell gezeigt, wie kompliziert der Weg des Tones zum Klang ist, und mit welcher Präzision im mechanischen Herzstück des Instrumentes das Holz geschichtet, verleimt und gebohrt werden muss, damit der Luftzug vom Drücken der Spieltischtaste seinen Weg zum richtigen Ton in der Orgelpfeife findet.

Orgelbau, das ist Handwerk und vor allen Dingen Handarbeit - zehntelmillimetergenau. Holzpfeifen werden verleimt und gehobelt, in der Gießerei wird Zinn geschmolzen und in lange Platten auf die notwendige Materialstärke gezogen, zu den Pfeifenkörpern rundiert und zusammengelötet.   

In zweieinhalb anschaulichen Stunden hören wir Fachausdrücke wie Manual und Register, Windladen und Schleifladen, Labien und Orgelprospekt und sind überzeugt, dass die Orgel tatsächlich die Königin der Instrumente ist.

Am gedeckten Tisch im Mehlemer Weinhäuschen lassen wir den Tag ausklingen und freuen uns darüber, dass nicht nur im Kölner Dom, in der Hamburger Elbphilharmonie, in Iowa oder Lima eine "Klais"-Orgel steht, sondern wir auch im Andernacher Mariendom hören können, wie akribische Handwerkskunst wunderbare Orgelmusik ermöglicht.